HARZ

16.-18.10.1992

von Christof HARLACHER

Da geh`n doch vier süddeutsche Höfos (Heidrun Andre, Thomas Beuchlen, Christof Harlacher, Uwe Krüger ) in den hohen Norden. Wie kommt`s, daß sich vier bodenständige Schwaben von ihrem Jura aufmachen und in einem Zeitsprung in den Zechstein springen (von wegen springen, ewige Fahrerei )? Auf der Schulungswoche für Höhlenforscher 1992 in der Schweiz lud Thomas Krassman ( Eingeborener aus dem westlichen Harzer Vorland ) Interessierte ein, einmal den Harz und seine Löcher zu besuchen. Darum also die Reise. Außer uns war noch ein Hesse (Michael Buchhold ) mit von der Partie.

Mit der "Heimkehle", einer Schauhöhle, begann man die Rundtour. Es ist eine Gipshöhle, die aus mehreren aufeinanderfolgenden Hallen besteht. Während des 2. Weltkrieges wurde sie als Waffenschmiede zweckentfremdet. Eine Laser- und Musikshow gehört mit zur Führung (seltsamerweise gefiel uns das Spektakel, kein bißchen kitschig ). Sehr lohnenswert ist der Besuch des angeschlossenen Höhlenmuseums. Es schildert in Schaukästen und Blockbildern Höhlenentstehung- inhalt und -zerfall und regionale Geologie,in der sich in nassen Zeiten wochenlang ein See aufstauen kann ,der nur langsam in den Karst abfließt.

Weiter ging`s zum Barbarossa am Kyffhäuser ( keine Drogenhochburg ) und in Rosabart`s Höhle, Barbarossahöhle. Ungebückt läuft es sich an den Seen vorbei durch die Schauhöhle. Die runterhängenden Barbarossagipsbärte und der schöne Schlangengips zeugen von des Herrschers Gipserkunst. Da man bis jetzt noch in keinem Dreck suhlen durfte, besuchte man den "Rabensteiner Stollen" , ein alter (achtzehnhundertapfelputzen) Kohle- untertagebau , eine Besonderheit im Harz.

Und was diesen Stollen noch bemerkenswerter macht: die Kohle brennt so gut wie nicht und es gibt nur sehr dünne bis gar keine Flöze. Ein Freund von Thomas, der zur Zeit mit anderen das Bergwerk zum Besucherstollen ausbaut, führte uns in die unausgebauten schwarzen Teile. Teilweise liegt noch sehr viel heruntergebrochenes Gerümpel am Boden und die hölzernen Stützen sind mit dem Finger durchpopppelbar, ein Furz, dann kommt`s dick. Eine Höhle ist halt doch was ganz anderes. Im Gast- und Kassenraum des Rabensteiner Stollens durften wir übernachten. `S war prima. DANKE. Den Sonntag begannen wir mit einem Besuch im "Himmelreich", einer Gipshöhle in einem Eisenbahntunnel. Das Abwarten des Zuges lohnt sich. Beim Tunnelbau wurde die Höhle angefahren und der Tunnel in die Höhle hineingemauert, ein Loch im Loch sozusagen.

Beendet wurde der Sonntag mit einem Kirchgang, wie es sich gehört. Besucht wurde jedoch nicht eine Kirch, die gerade im Wege stand, sondern eine, die sehr krumm in Walkenried steht. Was hat`s damit auf sich ? Was gibts in der Gegend viel ? Anhydrit CaSO4 ! Und daraus baute man eine Kirche. Es regnete. Der Anhydrit nahm Wasser auf und an Volumen zu, er quoll und wurde zum Gips CaSO4*2H2O. Durch das Quellen verbogen sich die Wände und Decken gewaltig, das Ding stürzte mit Gottes Segen ein. Ein paar krumme Wände kann man heute noch bewundern.

Und damit endete unser Zeitsprung. Die alte Zeit lehrte uns, daß der Harz und seine Höhlen interessant und schön sind, trotz ihres Alters. Vielen Dank an Thomas für Einladung und Organisation. In Schwaben stets willkommen. Beam ! Es sei noch verwiesen auf den Harzbeitrag von H.D.GEBAUER (1986), "Wie es in Osterode war", Abseiler 4, S.8.

Kurzbeschreibung des Autors:

Christof Harlacher gelegentlich auch Gigo oder Stoffel genannt, gehört schon kurz nach seiner Geburt dem harten Kern der hfgn an. Man findet ihn, je nach Jahreszeit auf den Höhen der Alb oder dem Plateau des Toten Gebirges, gelegentlich auch in Kirgisien oder auch in Erlangen unter seinen Bücher vergraben, denn als Student der Geologie unternimmt er den Versuch, den Karst näher zu verstehen. Gern begibt er sich auch mit Skiern auf den Karst und ist oft nur als weiße Staubwolke auszumachen.