Forschungslager am Albert-Appel-Haus (Totes Gebirge, Österreich)

vom 31.7.- 7.8.1999

Beate und Richard Frank

Schönes Wetter, eine kleine, aber motivierte Truppe..., eigentlich gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches FOLA. Trotz konsequenter Arbeit ohne Herumhängen auf der Terrasse des Appelhauses war's metermäßig hammerkarg, -leer, -wüst, -öde, wie sich Jonas (12) ausdrücken würde. Insgesamt; gibts nur 309 Höhlenmeter und 142 Außenmeter Neues. Teilgenommen haben Thomas Beuchlen (TB), Beate und Richard Frank (BF, RF), Rainer Hoss (RH) und Nikolaus Löffelhardt (NL), am Wochenende verstärkt durch Heidrun André (HA), Harald Kirsamer (HyK) und Uwe "Sämm" Scherzer (US), Gäste waren Herbert Keifer und Erich Ruopp vom HV Sontheim sowie unzählige Grabenstetter, die den Loser für zwei Tage zum Spionieren verließen.

Nun zum Verlauf:

Samstag, 31.7.1999:
Dem Ferienanfangsstau von Plochingen (Rainer, TB, Niko) bzw. München (Ritschi, Beate) frühmorgens mit Müh und Not davongefahren, gibt 's schon bald morgens ein Stelldichein mit Rudi und den Abeles an der Seilbahn. Aufgrund unserer gigantischen Lebensmittelvorräte ist es mit einer Fuhre nicht getan. Noch vor der Mittagshitze machen wir uns an die Bezwingung des ach so geliebten Almbergs. Vor allem bei Ritschi hinterläßt der Aufstieg Spuren, wohl wegen zunehmenden Alters, Zigaretten und mangelndem Frühstück, aber ein LKW (Wurstsemmel) hilft ihm wieder auf die Beine (Ob's für den Etappensieg wohl noch gereicht hat?). Der Nachmittag wird dann mit Ausruhen und Winterraum einrichten verbummelt.

Sonntag, 1.8.1999:
In Ermangelung eines wirklich aussichtsreichen Objekts wird erstmal die Erkundung und Vermessung der nach einem Hinweis von Toni im letzten Jahr von Uwe, Andi, Jonas und Schorsch entdeckten Bärenhöhle (Schaumalhöhle) auf das Programm gesetzt. Dank der hervorragenden Krüger'schen Beschreibung finden wir die Höhle fast, wir waren auf jeden Fall nicht weit weg, wenigstens im richtigen Gebirge. Frustriert wenden wir uns dem nächsten Objekt zu, ein Schacht nördlich der Unaussprechlichen Höhle, den Rainer und Heidrun letztes Jahr gefunden hatten. Ritschi steigt ab, war nix! Nun wollen wir dem Tag ein sinnvolles Ende setzen und wenigstens in der Gsundhöhle die verbliebenen Seile bergen. Während Beate und TB die Schachthalle besichtigen erinnern sich Rainer und Ritschi an ein eigentlich aussichtsloses Fragezeichen im vorderen unteren Teil und beschließen, noch mal nachzuschauen. Niko bezwingt einen Schluf und ist im Neuland. Während Rainer die anderen holt, vermessen Niko und Ritschi 40 Meter. Der Teil wird wegen des überall vorhanden Konglomerats "Kongo" genannt. Da die Grabenstetter zu Besuch erwartet werden, brechen wir ab.[Foto: Uwe Scherzer und Uwe Kalmbach (Eisner) beim Einschlazen am Bananenschacht. Foto: Andre Abele.]

Montag, 2.8.1999:
Beim Frühstück führen wir unsere Atlanten vor und die Grabenstetter bewundern unsere (längst vergangenen) Höchstleistungen. Wie üblich, geht es dann erst in der Mittagshitze zum Redenden Stein. Beim Umziehen vor der Gsundhöhle fällt Rainers Trinkflasche in den Nebeneingang. Niko birgt die Flasche, wirft - und die Flasche fällt in den nächsten Schacht. Beate, Rainer und TB beschließen daher, den Flaschenschacht, einen Flaschenwurf von der Gsundhöhle entfernt, ebenfalls zu vermessen (GML 21m). Niko und Ritschi vermessen im Kongo weitere 74 Meter. Oben angekommen, holen die anderen gerade ihre Ausrüstung, um eine neu gefundene Höhle nahe des Großen Spielers zu vermessen (Falschspielerhöhle GML 38m). Niko und Ritschi hängen sie kurzerhand an die Binokularhöhlenruine an.

Dienstag, 3.8.1999:
Wir beschließen, ein elf Jahre liegen gelassenes Fragezeichen in der Holden Höhle wieder aufleben zu lassen. Dank Nikos bestechendem Ortsgedächtnis finden wir den Eingang (Deltahöhle) schnell. In der Höhle sieht's dann anders aus: Ritschi steigt voraus. Beim zweiten Schacht heißt es, dass da wohl nur ein Handlauf in eine kurze Engstelle eingebaut war. Ritschi seilt ab und ab und ab... und steht in einer großen Halle. Rainer und Niko kommen nach, während TB zurecht von oben verkündet, dass es da wohl oben einen Durchstieg in einen Schluf geben müsse. Nach intensivem Planstudium erkennen wir, dass wir wohl im "Salle des Stroumpfs" gelandet sein müssen - eine Erstbefahrung. Der 30m- Aufstieg über etliche Scheuerstellen bereitet ein mulmiges Gefühl, doch laut Plan müssten wir doch eigentlich ziemlich nahe am Weiterweg sein. Nach Erkundung eines Schlufs rufen wir TB hinunter und gehen dort weiter. Doch nun beginnt die Odyssee erst: In einem wahren Wirrwarr von Gängen haben wir nicht die geringste Ahnung, wo wir uns befinden, erst recht nicht, wo der Weiterweg ist. Erst nach langer Zeit gelangen wir in einen Gang, der sicher unser Forscherweg zu sein scheint. Rainer und Niko erkunden den Weg weiter nach unten. Sie stehen vor einer Kletterstelle ohne Dübel, von der Rainer verkündet, dort sei er nie und nimmer vor elf Jahren frei hinuntergeklettert. TB und Ritschi erkunden derweil den Weg Richtung Ausgang. Sie stehen vor einem Mäandergang, von dem TB verkündet, dass er nie und nimmer vor elf Jahren solch eine Engstelle bezwungen habe. Also Sackgasse? Ritschi geht trotzdem durch und ist sich sicher, kurz vor dem Ausstieg zu sein, traut sich jedoch wegen Abgründen nicht ungesichert weiter. Doch der Beschluß fällt: Dies ist der kürzeste Weg zum Ausgang. Die TB- Quetsche wird von allen überwunden und in der Kluft eine Querung eingebaut und bald sind alle draußen. Eine Nullertour.

Mittwoch, 4.8.1999:
Vor etwa 15 Jahren, als Gise noch mit Helen schwanger war, legte sie mit TB im Nebel einen Oberflächenmeßzug zur Unaussprechlichen Höhle. Dabei fanden sie einen Höhleneingang mit steiler Geröllhalde. TB ist felsenfest davon überzeugt, diesen wiederzufinden und nach dem Debakel in der Holden sind alle für eine Suchtour zu haben. In der Karstgasse der Unaussprechlichen finden wir bald einen vielversprechenden Eingang, der jedoch von Versturz blockiert ist. Nach Schwerstarbeit können wir den Versturz ausräumen, um zur Überzeugung zu kommen, die Aussprechliche Höhle wiederentdeckt zu haben. Danach finden wir noch etliche Eingänge, hauptsächlich von bereits bekannten Objekten, der Rest sieht nicht vielversprechend aus. Das von TB gesuchte Objekt ist verschwunden, wahrscheinlich, weil es keinen Nebel hat. Durch eine neue Lagebeschreibung von Toni bestärkt, versuchen wir noch einmal, die Schaumalhöhle zu finden, was überraschenderweise auch gelingt. Sie wird vermessen (GML 53m) und mittels Rückwärtseinschnitt ins Großkoordinatensystem eingefügt.

Donnerstag, 5.8.1999:
Ein zweiter Versuch in der Holden Höhle von Rainer, Niko, Beate und Ritschi. Schnell sind wir an Rainers unmöglichem Abstieg, der doch nicht so schwierig ist und bald verkündet ein zurückgelassenes, da mit dem Endknoten eingeklemmtes Seil, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In der Eisekammer angekommen, stehen wir vor einem Abstieg mit zwei eingeeisten Seilen. Zu! Rainer und Niko beirrt das nicht und sie beginnen, Versturz auszuräumen. Beate sieht derweil Tageslicht hereinschimmern und beginnt mit Ritschi einen Schneeberg zu erklimmen. Oben wird es einfach nicht enger und auch nicht steiler und bald steht Ritschi im Freien, nur etwa 20m vom ersten Eingang der Holden Höhle entfernt. Wieder unten angekommen, grinst er dermaßen, dass der Eingang Hihihöhle genannt wird. Der mühsame Anmarschweg verkürzt ich nun gewaltig. Niko und Rainer sind derweil an einem zentnerschweren Block angekommen. Flugs wird ein Flaschenzug gebaut und mit vereinten Kräften wird der Zustieg freigelegt. Im unteren Teil des Jahrescanyons (laut Ritschi wie drhoim in der Gustav-Jakobs-Höhle) nagelt sich Niko ein paar Meter über einen grauslichen Schacht weiter, während Ritschi sich hinauf in den Primärgang stemmt und verkündet, dass die Naglerei dort aussichtsreicher wäre. Dies wird wegen einbrechender Dunkelheit auf Morgen verschoben. Schließlich wollen wir ja vom neuen Eingang zu unseren Klamotten zurückfinden. Abends verstärken uns Harry und Sämm.

Freitag, 6.8.1999:
Harry, Rainer und Sämm queren den Schacht im Jahrescanyon und kommen etwa 50m weiter. Derweil messen Niko, TB, Beate und Ritschi die Hihihöhle ein und steigen in weitere Schlufe am Eingang. Einer (Damokleshöhle) führt in die Tiefe, Ritschi dreht wegen zunehmender Steilheit um. Die Hihihöhle wird vermessen. TB und Niko schauen noch in den Jahrescanyon, während Beate und Ritschi einen Seitengang erkunden. In einer Eiskammer sind frische Steinschlagspuren und Ritschi ist sicher, dass sie von herabgeworfenen Steinen in der Damokleshöhle stammen. Dieser Teil wird jedoch wegen zu großer Steilheit und Kälte nicht mehr vermessen. Abends kommen Heidrun, Erich und Herbert. Weil am Samstag der Winterraum geräumt werden soll, wird beschlossen, die morgige Tour früher als sonst zu starten.

Samstag, 7.8.1999:
Ritschi, der am vorigen Abend am lautesten einen "Frühstart" verkündet hatte, kommt völlig verkatert nicht in die Gänge und beschließt, beim Aufräumen des Winterraumes zu helfen. Herbert, Erich, Sämm, Harry, Heidrun und Beate brechen zur Holden Höhle auf. Herbert bleibt am Eingang, Beate und Erich unternehmen eine Schautour und Sämm, Harry und Heidrun vermessen den gestern eingerichteten Teil. Sämm erblasst, als er bemerkt, dass ein gestern gebohrter Spit einen Riß im Fels verursacht hat und herausgeplatzt ist. Grund genug, die Sorgfältigkeit der Einrichtungen und die Notwendigkeit von Rücksicherungen zu überdenken. Heidrun klettert am Umkehrpunkt noch durch eine Engstelle und verkündet, dass es weiter geht. Also Arbeit für nächstes Jahr! Die Holde Höhle ist nun 1247m lang. Niko, Rainer, Ritschi und zeitweise TB haben derweil den Winterraum aufgeräumt und geputzt.

Insgesamt war es trotz hammerkarger Meter doch ein gelungenes Forschungslager.